Es spielen: Ralf Keifert (Privatdetektiv Dieter Dorn) / Timo Spagerer (Kommissar Zürn) /
Klaus Becker (Volker Carlsen) / Judith Gabriel (Annette Carlsen) / Lilli Gabriel (Sandra
Carlsen) / Maximilian Kleist (Michael Carlsen) / Dennis Dietz (Christoph Kaiser) / Katharina
König (Stefanie Kaiser) u.v.a.
Kamera: Michael Schöfer / Ton: Antonia Schöfer / Drehbuch, Regie, Montage: Klaus
Klingenfuss
Nach Menetekel ist Vergiftet der zweite Film, in dessen Zentrum das Ermittlerduo Privat-
detektiv Dieter Dorn und Kriminalkommissar Anders Zürn steht. Diesmal geht es um zwei
Fälle, die acht Jahre auseinander liegen. Sie scheinen beim besten Willen nichts miteinan-
der zu tun zu haben und hängen doch auf fatale Weise zusammen. Hinter ihnen dämmert
aber ein noch weit schlimmerer Fall herauf.
Es geht um eine Siebenjährige, die eines Abends aus ihrem Kinderzimmer ver-
schwindet und nie mehr auftaucht. Es geht darüber hinaus um Blausäure als Abfallpro-
dukt, deren „Entsorgung“ auch nach 60 Produktionsjahren nicht gelöst ist. Inzwischen ver-
suchen die Umweltaktivisten um „Natura Nova“ so viel Druck auszuüben, dass konsequent
nach einer solchen Lösung gesucht wird. Schließlich (und leider keineswegs endlich) geht
es um ungeheuerliche Geschäfte, die Tausende Menschen das Leben kosten können.
Dieter Dorn hat einen schlimmen Bandscheibenvorfall hinter sich. Seine Detektei
steht vor dem Aus. Seine Physiotherapeutin Christine Geiger will ihm helfen, indem sie
ihm einen Job vermittelt. Außerdem hat sie eine Nebenabsicht; und die kostet ihren
Freund Paul Herrmann und letztlich sie selbst das Leben. Unversehens stecken der Privat-
detektiv Dorn und sein nicht immer einfacher Freund Zürn bis über beide Ohren in einem
Fall, dessen Dimensionen immer unübersehbarer werden. Einmal mehr wird sichtbar, wo-
hin wirtschaftliche Dynamik führen kann, wenn Geldverdienen, wenn „Profit“ zum einzigen
Ziel menschlichen Handelns geworden ist. Alle in das Geschehen verstrickten Personen
in unserem Film (ausgenommen die drei Gangster) sind eigentlich keine schlechten Men-
schen. Einige von ihnen befinden sich in Zwangslagen, in die sie sich selbst „manövriert“
haben, die eine Eigendynamik entwickeln, aus der nur zu entkommen wäre, wenn Profit al-
lenfalls eines unter anderen Handlungszielen wäre. Unsere Wirtschaftsordnung sieht sol-
che weitergehenden Ziele offensichtlich nicht vor.
Es gibt einen Dialogaugenblick in unserem Film, der eine Mentalität entlarvt, die nur
in den Untergang führen kann (Einstellungen 633 bis 637): Michael Carlsen, der jüngere
Sohn des Unternehmers Volker Carlsen wirft seinem (Geschäfte mit Damaskus initiieren-
den) Bruder Jan vor, „Du bis verantwortlich für Tausende Tote.“. Jan lehnt eine solche Ver-
antwortung ab. Er sieht diese Verantwortung ausschließlich bei seinen Geschäftspartnern.
Auf Michaels verzweifelten Ausruf, „Was bist du für ein Mensch!“ reagiert er mit dem Hin-
weis „Es geht um Arbeitsplätze! Und außerdem lösen wir auf diese Weise das Entsor-
gungsproblem“. (Einer der ungeheuerlichsten Augenblicke im Film. Aber damit nicht ge-
nug:) Michaels Haltung setzt er die Aufforderung entgegen: „Schluss jetzt! Komm endlich
zur Vernunft!“ Menschlichkeit hat nichts mehr mit Vernunft zu tun. Die wird dort verortet,
wo es um wirtschaftlichen Erfolg geht.