Es spielen: Lilli Gabriel (Undine) / Kai Sauter ( Graf Alvaro) / Katharina König (Sarah) / Ralf Keifert
( Fischer Matthias) / Klaus Becker (Wasserkönig) / Anne Schommer (Königin) / Nathan Hüsken
(Hofmarschall) u.v.a.
Kamera: Michael Schöfer, Ton: Antonia Schöfer, Drehbuch, Regie, Montage: Klaus Klingenfuss –
Produktion: a.u.f. 2019 – 90 Minuten
Die Gestalt der Undine – eines halbgöttlichen Wassergeistes, einer Nixe – geht auf eine Sage
aus dem Beginn des 14. Jahrhunderts zurück. Aber auch schon in der griechischen Antike kennen
wir vergleichbare Gestalten (Najaden, Nereiden, Okeaniden). In der Literatur und in der Musik gibt
es eine große Zahl Bearbeitungen des Stoffs, die allermeisten seit der deutschen Romantik bis in
die Gegenwart. Zentrales Motiv des Stoffs und seiner Mittelpunktfigur ist die Liebe des Wasserwe-
senszu einem Menschen, bei uns die Liebe Undines zu Alvaro. Da diese Liebe unbedingt ist, muss
sie an der Unfähigkeit des Menschen zu gleicher Unbedingtheit scheitern. Aus der Erfahrung der
eigenen Treue willigt Undine in die Bedingung ihres Onkels, des Wasserkönigs, ein, Alvaro müsse
sterben, wenn er Undine untreu werde. Damit ist der tragische Ausgang unserer Geschichte be-
reits festgelegt.
Was interessiert uns an dieser Geschichte? Zunächst einmal ihre Zeitlosigkeit. Der abendländische
Mensch hat sich stets an einem Ideal der Liebe orientiert, das die Franzosen „amor fou“ nennen.
Gemeint ist die leidenschaftliche Liebe, die keinen Bestand hat. Im günstigen Fall geht sie in „tem-
periertere“ Formen von Zuneigung über; bisweilen mündet sie in Gleichgültigkeit. Unser Film sieht
darin eine Art Naturgesetz. Ein Naturgesetz freilich, das Alvaro betrauert. In Einstellung 564 rea-
giert er auf Undines „Leb wohl, Alvaro.“ mit den Worten: „Da wären wir! Eines Tages ziehen sie da-
von. Genau an dem Tag, an dem man endlich sieht , dass man nie eine andere geliebt hat, dass
man sterben wird, sobald sie uns verlassen, genau an dem Tag ziehen sie davon…“
Unser Film interessiert sich aber nicht nur für die problematische Idealisierung der leiden-
schaftlichen Liebe. Er macht außerdem eine Verbeugung vor der unbedingten Treue Undines. Die-
se Fünfzehnjährige „die niemals sterben wird“, repräsentiert auch eine Form der (durchaus irdi-
schen) weiblichen Liebe, der Treue vielleicht eher möglich ist als der männlichen.